Von Dirk Conrads – Fotos Steffi Brewe

Bezogen auf die Frage was zuerst da war, das Ei oder das Huhn, gibt es bei der Kölner Psycho-Pop Band Die Sonne eine klare Antwort: Die Wolke.
Was sich hier anhört, wie der Versuch einer (Pop)Wetterprognose für das kommende Frühjahr – weit gefehlt.

Kurz vorweg: Wolke, das bekannte und sehr elegante Pop-Duo von Oliver Minck und Benedikt (Ben) Filleböck machte Platz für etwas, wie sie es nennen, Neues, Frisches, Großes und Gutes: Die Sonne.
So weit, so gut. Aber auch die Sonne kann mal trübe sein, wolkenverhangen und dann wieder drückend.
Abwechslungsreich wie die gesamte Großwetterlage in Deutschland ist auch die Musik der Kölner Band. Feine Melodien schwingen über Hallfahnen und der Beat ist treibend und federnd zugleich.

So nahm Die Sonne das Publikum beim Vinyl-Single Releasekonzert im Kölner Stereo Wonderland mit auf eine Reise durch wunderschöne Klangwelten kombiniert mit opulenten Textwerken.
Cologne Music begab sich mit auf diese Reise und Oliver Minck stand Rede und Antwort.

Um ein neues Wolke-Album mit einigen neuen Farben zu bereichern, trafen sie sich mit Boris Rogowski, Roland Münchow und Claus Schulte. Dabei merkten sie schnell, dass da etwas entstand, womit keiner vorher gerechnet hatte: Eine Band mit völlig neuer Dynamik, erweitertem Spielspaß und konkreten Karriereambitionen.
Dazu Oliver Minck: Ben und ich machen seit Schulzeiten zusammen Musik. Und wir hatten mit Wolke immer schon die Idee, uns zu erweitern. Aber das hat sich nie irgendwie verwirklichen lassen. Als wir mit Klee unterwegs waren, trafen wir Boris. Er war zurzeit als Tour-Gitarrist bei Klee unterwegs und er sagte zu uns, wenn ihr mal eine Band machen wollt, dann wäre ich total gerne dabei. Er hat auch den Bassisten mitgebracht.

Cologne Music: Die Wolke nun als Band – oder was ist das?
Oliver Minck: Wir haben sehr schnell gemerkt, das ist was völlig neues. Neues braucht natürlich einen neuen Namen. So entstand die Sonne. Zu Anfang hatten wir noch einen anderen Schlagzeuger aber mit Claus läuft alles so richtig rund.

Die Wolke verschwand und Die Sonne kam hervor?
Wir wollten eine kleine Referenz zur anderen Band haben und es sollte klar sein, dass die Sonne aus der Wolke entstanden ist.

Helle Sonne – aber dunkles Cover Artwork beim Album?
Sicher steht die Sonne für hell und freundlich, aber wir haben ja durchaus dunkle Aspekte in der Musik. Roland ist für das Artwork zuständig und es hat uns sehr gefallen. Um auf Deine Frage zu antworten, ja das ist eine deutliche Inferenz zum Pink Floyd Album Dark Side Of The Moon, die wirklich vielen auffällt.

Die Sonne – Psychedelic-Pop aus Köln?
Ja, wir haben durchaus einen Bezug zu Psychedelic. Fakt ist, das Format von Wolke war schon sehr klar und stringent. Die Arrangements waren sehr abgeklärt und nun wollen wir freiere Musik machen, wobei die fünf Musiker und ihre Instrumente zum Tragen kommen. Wir wollen zeigen, dass hier was Spontanes passieren kann.

Schön verpackte Textwerke
Die Texte basieren sehr häufig auf Phrasen, die mir irgendwann einfallen. Ich setze mich dafür nicht unbedingt hin. Wenn mir was einfällt, schreibe ich es auf oder ich merke es mir. Aus dieser Idee entwickelt sich dann der Song. Die Musik auf der neuen Scheibe klingt leicht und gleichwohl zwingend. Alles wäre nicht so interessant, denn schöne Songs gibt es in jedem Laden, aber wir schlagen auf dem Album schillernde Brücken zwischen Zeilen und Noten.

Gut gebrüllt Herr Minck, denn das kann man auf jeden Song beziehen, der an diesem Abend zu hören war. Deutsche und sehr anspruchsvolle Songtexte mit guter Musik in Einklang zu bringen, gestaltet sich für viele andere deutsche Bands als sehr schwierig.

Viel diskutiert wird aktuell mal wieder die sogenannte Deutsch-Quote im Radio. So soll mal wieder ein höherer Programmanteil mit deutschen Sängern oder Produktionen gespielt werden.

Wie sieht das die Sonne?
Ich bin ein Gegner von irgendwelchen Quoten, finde es aber schön, wenn es mehr gute deutschsprachige Musik im Radio gäbe. Man kann – oder sollte aber nichts erzwingen. Quoten regeln da nichts, das regelt nur die Nachfrage.

Aus Die Sonne wird The Sun?
Ich habe als Teenager mal Texte auf Englisch geschrieben, kann mir das jetzt aber nicht mehr vorstellen. Mir ist es wichtig, mich ich einer Sprache auszudrücken, in der ich denke und fühle. Bei unseren Texten geht es um feine Nuancen und ich finde es schöner, wenn ich die in meiner Muttersprache ausdrücken kann.“

Fühlt man sich als Band in Köln wohl?
Eigentlich schon. Obwohl ich manchmal mit der Stadt hadere.“

Die Sonne ist ein Kölner?
Nein. (Oliver Mink lacht) Ben – gemeint ist Benedikt – und ich sind aus Süddeutschland und die anderen drei sind zumindest echte Rheinländer.

So lacht Die Sonne weiter über Köln und das ist gut so. Trotzdem ist die Wolke vom Horizont nicht verschwunden, sondern ein Stück zur Seite getreten. In der Tat für etwas Neues, Frisches, Großes und Gutes.

Fotos © 2015 – Steffi Brewe – BrewArt Köln

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