Thirty Seconds to Mars live in Köln

Ich habe mir vorgenommen, einen sachlich-informativen Artikel über das Kölner Konzert von „Thirty Seconds to Mars“ zu schreiben. Direkt zu Beginn der Show war mir aber klar, dass daraus nichts wird. Jared Leto und seine Band sind für mich Emotion pur. Mit ungefähr 14 Jahren hörte ich das erste Mal „Kings and Queens“ in dem Trailer des Animationsfilms „Die Legende der Wächter“. Meine Schwester und ich schauten uns im Kino mit offenen Mündern an – wir waren sofort in den Song verliebt. Doch von wem stammte er? MTV beantwortete unsere Frage. Wir sahen einen Videoclip von „Closer to the Edge“ und erkannten den Stil wieder. Anschließend besorgten wir uns das dritte Album „This Is War“, das uns zu hoffnungslosen Fans machte. Die rätselhaften Songs, die Leto mit einer unnachahmlichen, teils beängstigenden Leidenschaft schmettert, machten unser mehr oder weniger dramatisches Teenagerleben erträglich.

Kein Wunder, dass wir ausrasteten, als die Band letztes Jahr ihre Europa-Tournee ankündigte, die sie auch nach Köln führte. Da wir beide arbeiten mussten, nötigten wir unseren Vater, uns pünktlich zum Vorverkaufsstart Tickets zu sichern und fieberten dem März entgegen. Die Enttäuschung war groß, als es hieß, dass das Konzert auf den Mai verschoben wurde – aus „organisatorischen Gründen“.

Immerhin versüßte uns die Band die Wartezeit mit der Veröffentlichung ihres fünften Albums, dem patriotischen „America“, das am 6. April erschien. Es soll den Soundtrack zum Dokumentarfilm „A Day in the Life of America“ bilden. Die Erwartungen an das Album waren groß – schließlich hatten die Alternative-Rocker uns fünf Jahre warten lassen. In der Zeit hatte Jared Leto statt Musik zu machen Filme gedreht und dafür einen Oscar gewonnen. Was für ein Schuft!

https://www.youtube.com/watch?v=VJGia0JK670

Natürlich konnte „America“ beim ersten Hören diese Erwartungen nicht erfüllen. Es enttäuschte mich zunächst. „Walk on Water“ und „Dangerous Night“ hatten es bereits angekündigt und die restlichen Songs bestätigten, dass die Band endgültig im Mainstream angekommen ist. Eingängige Melodien und transparente Texte statt einem Jared Leto, der sich die Seele aus dem Leib schreit und mit Mönchsgesängen experimentiert. Trotzdem beschloss ich, dem Album eine Chance zu geben, wie ich das bereits bei ihrer ersten Scheibe gemacht habe, die ich mir vor einigen Jahren nachgekauft hatte. Wer das Debüt „30 Seconds to Mars“ mit „America“ vergleicht, hat das Gefühl, einen wütenden Panther neben eine schmusende Hauskatze zu stellen. Gerade diese Facetten zeichnen die Band jedoch aus. Es gibt durchaus Überraschungen auf dem neuen Album. Im Song „Remedy“ singt beispielsweise Jareds Bruder Shannon – eine schöne Akustik-Version, bei der man sich fragt, warum der Herr nicht schon viel früher einen Song aufgenommen hat.

Nun aber zurück zum Konzert, das mir nach Jahren wieder vor Augen geführt hat, warum mich diese Band so begeistert. Wie erwartet begann die Show der „Monolith-Tour“ mit dem epischen Intro „Monolith“ und heizte dann mit Songs wie „Up in the Air“ (mein persönlicher Flugzeug-Soundtrack), „Search and Destroy“ und „This is War“ gewaltig ein. „Kings and Queens“ ließ bei meiner Schwester und mir absolutes Gänsehaut-Feeling aufkommen. Ein Fan-Chor in einer ausverkauften Lanxess-Arena ist schon etwas ganz Besonderes. Leider wirkten unsere Sitznachbarn in Block 718 ein bisschen verschlafen – entweder waren sie keine echten Fans oder keine Kölner. Unseren Enthusiasmus konnten sie allerdings nicht dämpfen. Bald dienten unsere Sitze nur noch zur Dekoration, während wir gestenreich die Lyrics mitgrölten. Die paar Videos, die ich mit dem Smartphone gemacht habe, sind zu peinlich, um sie vorzuzeigen. Das liegt nicht an der Qualität, sondern an meiner schiefen Stimme, die laut und deutlich zu hören ist. Egal – ein Konzert lebt ohnehin vom Moment.

Zu Jared Leto gibt es nur eins zu sagen: Der Mann ist ein fantastischer Entertainer. Egal, ob er deutsche Wörter wie „Hallo“, „Köln“ und „Deutschland“ durch die Halle ruft, mit Deutschlandfahne über die Bühne spaziert oder Fans auf die Bühne holt – man merkt, dass er ein Vollprofi ist, der Spaß an seinem Job hat. Zudem hat er keine Probleme, mit seiner unverwechselbaren Stimme auch die hintersten Winkel der Arena zu rocken.

Über die Songauswahl konnte man sich nicht beklagen. Es war eine bunte Mischung aus älteren und neueren Songs, inklusive zwei Zugaben. Dass das Konzert mit „Closer to the Edge“ endete, hatte für mich fast etwas Schicksalhaftes – schließlich hat mich der Song zu Thirty Seconds to Mars geführt und aus ihr eine meiner Lieblingsbands gemacht.

Als meine Schwester und ich mit heiserer Stimme an der Bahnhaltestelle in Deutz standen, war uns klar, dass wir die Jungs unbedingt wiedersehen müssen. Zur Not werden wir dafür auch in Kauf nehmen, etwas weiter zu reisen (wenngleich wir natürlich hoffen, dass es die Band in Zukunft noch einmal nach Köln verschlagen wird – es lohnt sich ja, wie wir alle wissen). Bis dahin werden wir uns mit Jared Letos Instagram-Account zufriedengeben müssen und hoffen, dass er uns nicht wieder fünf Jahre auf das nächste Album warten lässt. Wie heißt es so schön in „Hail of the Victor“: „My friend it’s not the end.” Wir nehmen euch beim Wort, Jungs!

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Foto © 30 Seconds to Mars – Interscope Records

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